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Spannender Talk in illustrer Runde im kuk Aarau
Bei einer Veranstaltung der Firma Hirncoach im Stapferhaus Lenzburg beleuchteten die Neurowissenschaftlerin Dr. Barbara Studer, Mitgründerin von Hirncoach, und Comedian Rob Spence die positiven Auswirkungen von Humor auf das Gehirn. Auch Alt-Bundesrat Adolf Ogi war als Hirncoach-Botschafter vor Ort.
Lenzburg Es rattert, die Rädchen drehen, Synapsen feuern und manchmal geht einem gar ein Licht auf. Das menschliche Gehirn bleibt ein Mysterium. Doch die Hirnforschung kommt ihrem Ziel näher, die Schaltzentrale zu entschlüsseln. Selbst wenn die grauen Zellen mal überfordert sind, wissen wir heute beispielsweise: Humor ist Medizin fürs Hirn. Kein Wunder also, dass Hirnforschung und Comedy zusammenspannen. So geschehen am vergangenen Freitag im Stapferhaus. Die Lenzburger Neurowissenschaftlerin Dr. Barbara Studer und der australische Comedian und Wahlschweizer Rob Spence boten dem Publikum eine Darbietung irgendwo zwischen Fachvortrag und Comedyshow.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Start-up «Hirncoach». Das Unternehmen, ursprünglich in Lenzburg von Barbara Studer mitgegründet, hat sich der mentalen Fitness und Gesundheit verschrieben. Den Einstieg in den Showabend machte dann auch weder eine Wissenschaftlerin noch ein Comedian. Im ersten Talk des Abends war der nicht minder unterhaltsame Alt-Bundesrat und Hirncoach-Botschafter Adolf Ogi zu Gast.
Im Zentrum stand dennoch der Humor. Der Alt-Bundesrat erzählte gewohnt menschlich vom Stellenwert des Humors in seinem Leben, von der Kindheit bis hin zu seinem politischen Wirken. «Freude herrscht» – auch im Publikum. Zum Schluss fand Adolf Ogi aber noch ernste Worte. Vor drei Monaten habe er seine Schwägerin nach einem Hirnschlag verloren. «Das gab mir noch einmal den Elan, mich für Hirncoach einzusetzen.» Heute hätten die Leute für alles einen Coach. Ogi ist überzeugt: «Jetzt brauchen wir auch Hirncoaches, die helfen, dass unser Hirn à jour bleibt.»
Nach einer Gesangseinlage der Lenzburger Sängerin Sarah Huber, die gemeinsam mit Mathieu Friz den Abend musikalisch begleitete, betrat Dr. Martin Meyer die Bühne – gemeinsam mit seinem Hund. Als Soll-Bruchstelle vom «Lachkabinett Bundeshaus zur humorbefreiten Szene Universität» bezeichnete der Neurowissenschaftler seinen Auftritt an diesem Abend, mit einem Augenzwinkern versteht sich. In seinem Vortrag beleuchtete er die positiven Aspekte der Mensch-Hund-Beziehung. Studien belegen: Hundehalter sind glücklicher und gesünder.
Vor allem für ältere Menschen können die Vierbeiner Abhilfe gegen Einsamkeit schaffen, was Meyer in einer Untersuchung an der Universität Zürich belegte. Seinen Anteil daran hat wohl auch der «Levator anguli oculi medialis», ein Muskel, den sich Hunde evolutionär angeeignet hätten, der für den sogenannten Hundeblick sorgt. Der Vortrag, mit Pointen gespickt, war dann zumindest den Reaktionen des Publikums zufolge kein Bruch im Programm
Amygdala, Oxytocin, Neurotransmitter – normalsterblichen Nicht-Hirnforscherinnen und - forschern raucht der Kopf oder eben das Gehirn schon beim Hören dieser Begriffe. Nachdem die rund 250 Besucherinnen und Besucher im Foyer des ausverkauften Stapferhauses eine kurze Pause genossen hatten, schaffte es Barbara Studer gemeinsam mit Rob Spence diese und viele weitere Begriffe aus der Neurowissenschaft in einem Mix aus Fachvortrag, Gesangseinlagen und Comedy-Show unter- und rüberzubringen. Im Fokus stand aber auch nach der Pause der Humor und dessen Auswirkungen auf unser Gehirn. Humor wie auch die Musik seien sozusagen «Joker-Aktivitäten», erklärte Studer. «Diese Aktivitäten stimulieren alle Areale im Gehirn.» Das innere Kind sollen die Menschen wieder finden, meinte dann auch Rob Spence. «Die Leute meinen ‹ich spiele nicht, weil ich alt bin›. Nein, du bist alt, weil du nicht spielst!»
Auch ganz praktische Tipps hatte Barbara Studer noch in petto. So hätten nicht zu lachen und zu wenig zu trinken ähnliche Auswirkungen auf den Körper. «Wenn sie ihre Denkleistung sofort etwas steigern möchten, zum Beispiel wenn sie ein Buch lesen, lächeln sie einfach dabei.»
Mit einem letzten Auftritt von Sarah Huber und Mathieu Friz, diesmal in Begleitung von Barbara Studer an der Geige, schloss ein intensiver, interessanter und doch sehr witziger Abend. Für das kommende Jahr haben die Verantwortlichen von Hirncoach bereits weitere Shows in Aussicht gestellt – am 25. April 2024 gemeinsam mit der Stiftung für Demenzforschung «Synapsis».
Von Adrian Oberer
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