Gabriela Rüegger
Im Heimatmuseum Rothrist gibt es zurzeit eine Sonderausstellung zu besichtigen
So sieht es bei der Pilzkontrolle aus – mit Protokoll, Waage und Blech für die Pilze. Aufgrund
des sonnigen Wetters gibt es momentan aber weniger zu kontrollieren.
Bild: gc
Es ist Pilzsaison. Viele Sammelfreudige zieht es dann jeweils in den Wald. Um sich zu vergewissern, dass die gesammelten Pilze auch wirklich verzehrbar sind, lohnt sich ein Besuch bei der Pilzkontrolle.
Brittnau Der Brittnauer Alfred Murat ist nun schon 28 Jahre als Pilzkontrolleur tätig. Seit sechs Jahren bekommt er Unterstützung von Hansjörg Herzog. Nebst Brittnau sind die beiden für sechs weitere Gemeinden aus der Region zuständig: Zofingen, Oftringen, Aarburg, Vordemwald, Murgenthal und Strengelbach.
Seit Corona habe das Pilzsammeln enorm zugenommen, meint Murat. «Die Leute zu schützen, zu schauen, dass sie wirklich nur das zum Essen nehmen, was gut ist, ist unsere Aufgabe.» Nebst den Kontrollen werden die Menschen auch beraten und «ausgebildet», so dass die Pilze richtig gesammelt werden, erklärt der Brittnauer. Es gäbe zum Beispiel Fälle, wo die Pilze in Plastiksäcken zur Kontrolle gebracht werden. Die Pilze entwickeln Eigenwärme, wodurch sie «schwitzen». In einem Plastiksack gehen sie somit kaputt, da die Wärme nirgends entfliehen kann. Darum ist ein herkömmlicher Korb jeweils das richtige Tragmittel für das Sammelgut.
In letzter Zeit würden auch vermehrt Familien mit kleinen Kindern «pilzlen» gehen: «Ich finde es super, dass man mit Kindern in den Wald geht und ihnen die Natur zeigt. Aber: Lässt die Kinder nicht Pilze sammeln.» Dabei geht es vor allem um kleinere Kinder, da sie oftmals keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Pilzen machen können. Zudem nehmen sie auch oft die Hände in den Mund. Ab einem gewissen Alter könne man die Kinder dann langsam einbeziehen.
«Wir reden in der Schweiz von rund 6000 bis 7000 Grosspilz-Arten. Davon gehören etwa 25 zu den schwergiftigen bis tödlichen Arten und 200 zu den leichtgiftigen. Ungefähr 250 Arten sind essbar», erklärt Murat. Hochgiftige, tödliche Pilze die in den regionalen Wäldern vorkommen, sind unter anderem der Grüne sowie der Weisse Knollenblätterpilz und der Orangefuchsige Schleierling. Gerade der Weisse Knollblätterpilz wird gerne mit Champignons verwechselt. «Jeder Speisepilz hat mehr oder weniger, einen giftigen Doppelgänger», erläutert der Pilzkontrolleur. Ausserdem sehe ein Pilz nicht immer gleich aus, er könne in Farbe und Form variieren. «Die Natur macht halt, was sie will. Darum ist es wichtig, dass man alle Merkmale der Pilze kennt.» Heutzutage würden viel mehr Menschen Pilze sammeln und Murat wisse, dass viele nicht in die Kontrollen gehen. «Natürlich habe es darunter auch erfahrene Sammler, welche sich auskennen. Aber es gibt auch viele Laien, die einfach Glück haben.»
Die Giftpalette bei Pilzen ist breit. Es kann zu Schäden an Nieren, Leber, Nerven oder im Blut kommen. Bei weniger giftigen Pilzen bemerkt man meistens magendarmartige Symptome. Zum Teil verlaufen diese harmlos, doch auch da kann es zu Schäden an der Magenschleimhaut kommen, welche medikamentös behandelt werden müssen. Ansonsten können sie zu langfristigen Problemen führen.
Beim Verzehr von tödlichgiftigen Pilzen reichen laut Alfred Murat 15 bis 20 Gramm aus um bei einer erwachsenen Person erheblichen Schaden anzurichten. Bei Kindern redet man von vier bis fünf Gramm. Auch deshalb sind Kontrollen so wichtig, da oftmals eine ganze Familie hinter der sammelnden Person steht, die bei einem Griff zum falschen Pilz einer potenziellen Vergiftung ausgeliefert ist. Perfide ist auch, dass beispielsweise beim Grünen Knollblätterpilz der Giftigkeitsgrad bei einer Grösse von 4,5 Zentimeter genau so hoch ist wie bei 15 Zentimeter. «Er hat das Potenzial schon als junger Pilz drin, es ist dann nur noch die Fruchtmasse, die wächst», erklärt Murat. «Zum Glück haben wir in der Schweiz wenige Vergiftungsfälle; vor allem wenige schwere. Von vielen leichten Fällen werden wir nie hören, weil die Leute zu stolz sind, es zu sagen und es einfach durchseuchen», meint Murat. Dabei könne es auch hier zu unbemerkten Organschäden kommen.
Was aber grösstenteils zu Vergiftungen führt, sind verdorbene Pilze. Murat führt zwei Gründe dafür auf. Erstens: die falsche Handhabung. Man sollte die Pilze nach dem Sammeln auf keinen Fall lange im Korb lassen. Auch der Sonne sollten sie nicht ausgesetzt werden. Diese Faktoren führen zu der bereits erwähnten Wärmebildung. Am besten verbreitet man die Pilze zu Hause gleich aus. Der zweite Punkt sei das nicht Bemerken einer Fäulnis im Inneren des Pilzes, was dann zu einer Lebensmittelvergiftung führt.
Der Kanton Aargau sei gut mit Kontrollstellen gedeckt, in Luzern sei das nicht der Fall, meint Murat. Ganze acht Stellen sind – laut der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz – mit oft weiten Abständen im Kanton Luzern zu finden. Aus diesem Grund würden auch einige Luzerner nach Brittnau kommen. Alfred Murat wünscht sich, dass dieses Netz nicht nur aufrecht erhalten bleibt, sondern auch ausgebaut werde und appelliert somit an Gemeinden und Verantwortliche.
Gemma Chillà
Birkenweg 4, 4805 Brittnau
(Bitte im Glurlimattweg parkieren)
Die Pilzkontrollstelle besteht vom 15. August bis am 31. Oktober. Kontrollzeiten sind dienstags und donnerstags von 18.30 bis 19.30 Uhr und am Sonntag von 17 bis 18 Uhr.
Erreichbar sind die Kontrolleure unter folgenden Nummern: Alfred Murat, 062 751 88 23 Hansjörg Herzog, 062 751 83 40.
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