Regula Neeser
"Nur nichts tun ist falsch": Die Präsidentin des Samaritervereins Schöftland im Interview
Roland Locher (l.) erklärt, wie das Wärmepumpen-System für ein Einfamilienhaus funktioniert.
Bild: Adrian Oberer
Die IG Klima-Zukunft Lenzburg organisierte einen Spaziergang, bei dem drei Wärmepumpen-Systeme besichtigt wurden. Die Teilnehmenden erhielten dabei aus erster Hand Einblicke, wie sich solche Heizungen im Alltag bewähren.
Lenzburg Der Ziegeleiweg in Lenzburg lag bereits in nächtlicher Dunkelheit, als der Wärmepumpen-Spaziergang der IG Klima-Zukunft Lenzburg begann. Trotz anhaltendem Nieselregen fanden sich rund 15 Personen am Donnerstag, dem 2. November, in der Überbauung nahe der JVA ein. In einer Tiefgarage unter dem Wohnquartier empfingen Thomas Schaer, Adrian Höhn und Roland Locher die interessierten Lenzburgerinnen und Lenzburger. Drei Wärmepumpe-Varianten wurden an diesem Abend besichtigt: Zwei verschiedene Erdwärmeheizungen und eine Luft-Wärmeheizung. Interessierte Personen sollten so eine Plattform erhalten, um aus erster Hand zu erfahren, wie sich solche Heizsysteme im Alltag bewähren.
Bevor sich die Gruppe aber auf den Spaziergang begab, stand eine kurze theoretische Einführung an. Mit der Unterstützung eines Videos, so verständlich und präzise wie sie sonst auf «Youtube» kaum noch zu finden sind, erklärte Roland Locher, Mitglied der Infrastruktur-Abteilung der IG Klima-Zukunft, den Anwesenden die technische Funktionsweise einer Wärmepumpe.
Hier ein Versuch, der eben so kurzen und präzisen Beschreibung: Die Wärmepumpe entzieht der Umwelt – wahlweise dem Boden, Grundwasser oder der Luft – Wärme. Ein Kältemittel nimmt diese Wärme auf, wodurch es vom flüssigen in den gasförmigen Zustand übergeht. Das Gas wird anschliessend von einem Kompressor verdichtet und erhitzt sich weiter. Ein Wärmetauscher entzieht dann dem Gas die Wärme wieder, die anschliessend zum Heizen verwendet wird. Bevor das Spiel wieder von vorne los geht, wechselt das Kältemittel nach dem Wärmeentzug wieder in den flüssigen Zustand, ehe der Flüssigkeit durch ein Expansionsventil der Druck entzogen wird.
Gerade bei Erdwärmeheizungen stellt die Bohrung für die benötigte Erdsonde oft ein Hindernis dar – zumindest in den Köpfen der Leute. Die Vorstellung einer 20 Tonnen schweren Bohrmaschine mitten im Wohnquartier, wo sonst nur Fussgänger unterwegs sind, schreckt halt schon ab. Wie der Besitzer einer der besichtigten Wärmepumpen aber erzählte, sei das ganze Prozedere eigentlich recht schmerzlos von statten gegangen. Innerhalb einer Woche seien die Bohrlöcher für ihn und seinen Nachbarn gebohrt gewesen. Spuren hinterliessen die Bohrarbeiten demnach keine. «Wir sehen es gleich, dass man nichts sieht», meinte dann auch Roland Locher lachend. Und tatsächlich: Wenige Minuten später stand die Gruppe auf einem Parkplatz vor dem Haus. Dass da irgendwo ein hunderte Meter tiefes Loch im Boden war, mussten die Anwesenden einfach glauben. Zu sehen, war nichts.
Auch weitere Vorurteile konnten relativiert werden. So beispielsweise, dass Luft-Wärmepumpen sehr laut seien. Den nächsten Halt machte der Spaziergang nämlich im Garten eines Hauses nur gerade eine Strasse weiter oben. Dass der rund 1.70 Meter hohe Kasten am äusseren Rand des Gartens überhaupt lief, merkte nur, wer ganz genau hinhörte. Jedes vorbeifahrende Auto war deutlich lauter.
Einfach die alte Gasheizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen, ist aber nicht immer der beste Weg zu einer klimafreundlicheren Heizung. Oder es sollte zumindest nicht immer der erste Schritt sein. Sämtliche Hausbesitzer sowie die IG-Vertreter wiesen darauf hin, dass das grösste Einsparpotenzial beim Heizen in der Hausisolation und vor allem bei den Fenster und Türen liegt. Dank einer besseren Isolation müsse nicht nur weniger geheizt werden, beim Ersetzen der Heizung könne so vielleicht sogar eine kleinere und damit günstigere Variante gewählt werden. Das schont Klima und Portemonnaie.
Mit der Wahl des Themas scheint die IG Klima-Zukunft Lenzburg ins Schwarze getroffen zu haben. Die Anwesenden waren die ganzen zwei Stunden lang aktiv dabei, stellten Fragen, hakten nach. Der Informationsbedarf in der Bevölkerung scheint weiter gross zu sein.
Von Adrian Oberer
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