straf:kammer:spiel
feiert am Mittwoch, 15. Januar, auf der Bühne Aarau Premiere
Ein Konflikt sagt uns ja, dass etwas nicht mehr stimmig ist und eine Änderung oder Anpassung erforderlich ist. Und weil wir oft nicht so recht wissen, wie wir einen Konflikt am besten angehen sollen und was schlussendlich daraus resultiert, haftet ihm etwas Negatives an. Dabei kann ein Konflikt durchaus auch als Chance gesehen werden, mit positiven Folgen für alle Beteiligten.
Lenzburg Je früher man eine Unstimmigkeit sachlich neutral ansprechen könne, umso grösser sei die Chance, eine Lösung zu finden, sagt Bernhard Steiner, Coach und Mediator aus Lenzburg. Beim Einstieg in so ein Gespräch sei es sehr wichtig, die Situation möglichst ohne Wertung und Emotionen anzusprechen. Das erfordere auch, dass man zu diesem Zeitpunkt innerlich ruhig ist und mit so genannten Ich-Botschaften (so, wie ich es empfinde) arbeitet, statt das Verhalten des Gegenübers zu beurteilen.
Sei man emotionell geladen, sollte dieses Gespräch besser auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, sonst ist die Gefahr einer Eskalation, sprich Streit, gross und ein lösungsorientierter Austausch nicht wirklich möglich.
Wenn man einen Konflikt – oft sind es nur Kleinigkeiten – nicht schon früh anspricht und ihn einfach laufen lässt, kann ein «Schwellbrand» entstehen. Dabei haben Hochsensible in Konfliktsituationen eher die Tendenz, sich zurückzuziehen. Und dann im dümmsten Moment eskaliert das Ganze, es spielen die Emotionen rein und es fallen Worte, die man später vielleicht bereut. Dann kommen auch noch andere angestaute Sachen zur Sprache, die mit der eigentlichen Situation gar nichts zu tun haben, und schon ist man mitten im Streit.
Und wenn dann gar nichts mehr geht und man merkt, alleine kommt man nicht weiter, ist es nie falsch, sich professionelle Hilfe in Form eines neutralen Mediators zu holen, der die Konfliktparteien in ihrem Konfliktlösungsprozess begleitet.
«Konflikte entstehen aus der Kommunikation. Eine Lösung ist nur durch gemeinsame Kommunikation und Handlung möglich», erklärt Bernhard Steiner. Aus seiner langjährigen Erfahrung als Mediator weiss er, dass in vielen Fällen eine Lösung oder zumindest eine Teillösung erarbeitet werden kann. Gewisse grössere Konflikte können nicht rasch gelöst werden. Sie brauchen mehrere Zwischenschritte. Man definiert gemeinsam Massnahmen und beobachtet den Entwicklungsprozess über eine je nachdem längere Zeit.
Bei Mobbing-Situationen empfiehlt sich der Weg jedoch über ein Einzel-Coaching. Da wird das eigene Verhalten reflektiert. Dadurch entstehen vielfach neue, hilfreiche Lösungen.
Das Ziel einer Mediation sei es, gangbare Lösungen zu erarbeiten, die am Schluss für beide Parteien stimmen, so Bernhard Steiner. Manchmal gelange man auch zu einer anderen Lösung als eigentlich erwartet. So wie im Beispiel eines Ehekonflikts. Im Gespräch mit dem Ehepaar stellte sich heraus, dass er schon länger eine Parallelbeziehung führte, die sich mittlerweile gefestigt hatte. Bei dieser Mediation ging es dann nicht mehr darum, wie das Paar wieder zusammenfindet, sondern wie sie sich im Frieden trennen können.
Im Konflikt kann man auch mit sich selbst sein. Bernhard Steiner berichtet von einer erfolgreichen Unternehmerin und Familienfrau. Sich um alles kümmernd, merkte sie mit der Zeit, dass ihr es zunehmend schwerer fiel, alles in Einklang zu bringen. Es bauten sich langsam Spannungsfelder auf. Im Gespräch zeigte sich ihr hoher Harmoniewert, vor allem im Familienumfeld. Die Lösung bestand darin, dass sie mit ihrem Mann und den Kindern redete und deren Unterstützung erbat, um sie daheim zu entlasten. Es brauchte ein wenig Zeit für die Anpassung und jetzt ist sie wieder mit sich im Reinen.
Ganz wichtig wie in diesem Fall sei zunächst auch, die Situation anzusprechen, ohne gleich mit einer vorgefertigten Lösung aufzuwarten, merkt Bernhard Steiner an. Zuerst einmal sagen, «hier stehe ich, ich weiss noch nicht, wo es hingeht, und möchte das gerne mit euch anschauen und gemeinsam eine tragfähige Lösung hinbekommen». Es gälte also, das Gegenüber immer miteinzubeziehen, dass es am Schluss für alle stimmig ist.
Weitere Informationen: www.steinerkonfliktloesungen.ch
Von Olivier Diethelm
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