Francine Fritze
Die 87-Jährige konnte das 50. Jubiläum ihrer Ludothek feiern
Schon die Römer errichteten in Zofingen Wasserleitungen. Heute befinden sich in der Stadt 22 Brunnen. Die spannenden Geschichten hinter diesen Bauten deckt die Stadtführerin Susanne Lex bei ihren Führungen jeweils auf.
Zofingen In den Farben des Zofinger Wappens gekleidet, wartet Susanne Lex an einem sonnigen Julimorgen auf dem Thutplatz auf ihre Gruppe, die sie an diesem Vormittag durch das Städtchen Zofingen führen und sie über die Brunnen und die allgemeine Wasserversorgung der Altstadt belehren wird. Seit elf Jahren nimmt sich die ehemalige Lehrerin dieser Aufgabe an. Ab und zu ist sie auch in den Gassen Zofingens als mittelalterliche Marktfrau anzutreffen.
22 Brunnen bieten in der Thut-Stadt eine kühle Quelle für Passanten an. Im Jahr 2012 wurde die Stadt Zofingen für ihre Brunnenvielfalt und die Erhaltung der Brunnen mit dem Hauenstein-Preis prämiert.
Die Führung beginnt beim wohl bekanntesten aller Brunnen: dem Thut-Brunnen. Die Figur des Namengebers thront gut erkennbar über dem Trog: Niklaus Thut. Der Stadtheld sollte wohl allen Zofingerinnen und Zofingern bekannt sein. Er hat die Ehre der Stadt gerettet, erzählt Susanne Lex, als er sich als Habsburger in der Schlacht bei Sempach gegen die Eidgenossen das Zofinger Banner kurz vor seinem Tod in den Mund stopfte. So vermied er die Besiegung Zofingens. Auf dem Brunnen stand aber nicht immer der Stadtheld, und so hiess auch der Platz nicht seit jeher Niklaus-Thut-Platz, sondern Gerechtigkeitsplatz über den nicht etwa der Habsburger wachte, sondern die blinde Justitia. Erst 1894, durch eine Schenkung der Studentenverbindung Zofingia in Form eines neuen Brunnens, ersetzte der Held die Gerechtigkeitsfrau.
Susanne Lex spickt die Führung immer wieder mit witzigen und interessanten Anekdoten und Geschichten. Auf diese Weise wird nicht nur das Wissen über die Wasserquellen, sondern auch die übrige Geschichte der Stadt erweitert.
Die Altstadt Zofingens – übrigens die grösste Altstadt des Kantons Aargau, wie man während der Führung erfährt – beheimatet geschichtsträchtige Bauten. Versteckte Schätze sind zudem die charmanten Gassen oder idyllischen Innenhöfe. Susanne Lex führt die neugierige Gruppe unter anderem zum Sennenhof, wo sich der gleichnamige Brunnen befindet. An gleicher Stelle soll schon um 1440 ein Brunnen gestanden haben. Das sei für diese Zeit nicht üblich gewesen. «Der Besitzer muss reich gewesen sein und Bedeutung gehabt haben, denn man besass sonst privat keine Brunnen», erzählt die Stadtführerin.
Damit die Bürger von Zofingen alle genügend mit Wasser versorgt wurden, baute man im 15. Jahrhundert Dünkelleitungen. Und obwohl man die ursprünglich hölzernen Leitungen mit der Zeit selbstverständlich auswechselte, ist das Leitungsnetz auch heute noch dasselbe.
Beim Plätzlibrunnen, der sich an der Hinteren Hauptgasse befindet, macht Susanne Lex mit der Gruppe halt und holt Papierbecher aus der Tasche. Wasser degustieren ist angesagt. Alle 22 Brunnen Zofingens sind mittlerweile an das Quellwassernetz angeschlossen. «Das Wasser ist viel weicher», stellt die Stadtführerin fest, indem sie es mit dem üblichen Trinkwasser vergleicht. Eine willkommene Erfrischung für die Teilnehmenden der Führung.
Das Druckgeschäft nimmt in der Geschichte Zofingens einen wesentlichen Teil ein. Deshalb ist auch hier die Tradition des Gautschens präsent. Dies ist ein Buchdruckerbrauch aus dem 16. Jahrhundert, der vorsieht, Lernende in der Druck- und Grafikbranche, die ihren Abschluss frisch ergattert haben, «freizusprechen» beziehungsweise in den Brunnen zu tauchen. In Zofingen werden die jungen Leute jeweils beim Rabenbrunnen oder dem Brunnen auf dem Lindenplatz gegautscht. Auch im Wasser des Thutbrunnen ist schon mancher Lehrling baden gegangen.
Die Geschichte Zofingens ist vielfältig. Schon nur die Brunnen der Stadt sind reich an spannender Vergangenheit und Historie. Die Stadt bietet deshalb mehrere Führungen zu diversen Themen an – auch für Kinder. Unter diesem Link sind sie einsehbar.
Von Gemma Chillà
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