Nik Hartmann
führt als Erzähler durch die Rocky Horror Show im Theater 11 Zürich
Warum zum Maienzug auch jedes Jahr eine Auswahl an Brunnen mit wunderbaren Blumengestecken geschmückt wird, erfuhr man auf einer Brunnenführung durch Aarau.
Aarau Am Vorabend des Maienzugs fand in mehrere Gruppen aufgeteilt eine Führung durch die Aarauer Altstadt statt, bei der die blumengeschmückten Brunnen im Vordergrund standen. Start der Führung war beim Gerechtigkeitsbrunnen neben der Stadtkirche. Dieser sei bis 1905 weiter vorne in der Rathausgasse gestanden, wo die Justitia als Brunnenfigur mit mahnendem Schwert Richtung Rathaus geschaut habe, damit auch gerecht gerichtet werde, erzählte Stadtführerin Susanne Sandmeier. Der Gerechtigkeitsbrunnen musste dann dem zunehmenden Verkehr weichen und steht nun neben der Stadtkirche.
Über 90 öffentliche Brunnen prägen das Aarauer Stadtbild und stehen noch immer als Symbol für eine gut funktionierende Wasserversorgung. Dieses Jahr wurden vom Blumenteam insgesamt 25 Brunnen mit wunderbaren Blumengirlanden und -gestecken geschmückt. Aber warum eigentlich werden jedes Jahr die Brunnen geschmückt?
Da Aarau 1248 ursprünglich auf einem Felskopf aus Kalkstein gegründet wurde und keinen natürlichen Wasseranschluss hatte, wurde damals ein etwa 4,5 km langer künstlicher Bach (der Stadtbach) von Suhr nach Aarau gebaut, um die Stadt mit Wasser zu versorgen. Man kann sich vorstellen, dass dieses Wasser nicht unbedingt das sauberste war und zeitweise zu Krankheiten geführt hat. Erst der Bau des Gönhardstollens 1857 ermöglichte Aarau ab 1860 sauberes Trinkwasser, dies nach rund 600 Jahren.
Um der Freude und der Dankbarkeit über das saubere Wasser Ausdruck zu verleihen, haben die Aarauer 1860 die Brunnen schön geschmückt. Dieses feierliche Ereignis fiel mit dem Maienzug zusammen, so feiert man also jedes Jahr eigentlich zwei Feste, den Maienzug und das saubere Trinkwasser.
Für die Blumendekoration bei den Brunnen zuständig ist das 144-köpfige Blumenteam, seit 2022 unter der Leitung von der obersten Blumenfrau Eva Lapostolle. Im Blumenteam dabei sind auch sechs Männer. Die Stadt stellt dafür ein Budget zur Verfügung. Jeder Brunnen wird individuell seit vielen Jahren oft von den gleichen Leuten, einer Schar Freundinnen oder manchmal auch Familien betreut. Mit viel Herzblut, viel Arbeit und teils mit Blumen aus dem eigenen Garten werden die Blumenarrangements vorbereitet.
Es werden keine Vorgaben gemacht, so sind der Kreativität zum Gestalten der Brunnen keine Grenzen gesetzt. Das alles klappe einfach super, zeigte sich die Obfrau zufrieden und ist begeistert, wenn die Brunnen «freestyle» kreiert werden. Wer übrigens im Blumenteam mitmachen möchte, melde sich bitte bei der Stadtverwaltung.
Gerade bei den stark exponierten Brunnen wie etwa dem Gerechtigkeitsbrunnen müssten die Blumendekorationen für die Nacht vom Donnerstag auf den Freitag abgeräumt und in der Nähe zwischengelagert werden, erklärte Susanne Sandmeier. Dies sei wegen Vandalismus nötig, der leider immer wieder mal vorkomme.
Susanne Sandmeier führte ihre Gruppe zu verschiedenen Brunnen und erzählte mit ihrer erfrischenden Art allerlei Anekdoten. Neben dem Stadthöflibrunnen, der aus Gusseisen hergestellt wurde, bestehen viele Brunnen aus Solothurner Kalkstein und Mägenwiler Muschelkalk. Jeder Brunnen glänzte wieder mit einer anderen kunstvoll arrangierten Blumenpracht. Beim Valiantbrunnen war «Aarau» das Thema, mit einem schwarzen Adler und den Blumen in den Aarauer Farben. Wobei das Schwarz durch Grün ersetzt wurde, da schwarze Blumen sehr selten sind - eben «freestyle».
Die Brunnenführung endete beim Brunnen bei der katholischen Kirche. Dies sei ein Brunnen, der ein wenig versteckt gerne übersehen werde, so Susanne Sandmeier. So offerierte die katholische Kirche den Teilnehmenden zum Abschluss einen Apéro und es blieb noch genug Zeit für einen Schwatz und auch um diesem Brunnen ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken.
Von Olivier Diethelm
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